1001 Tage und Nächte Gasthof Alt Sieseby – Eindrücke von unserer Feier

Jahreswechsel im Gasthof Alt-Sieseby

An tausendundein Tagen haben wir nun Menschen von nah und fern mit regionalen Köstlichkeiten bewirtet und sind dafür mehrfach international ausgezeichnet. In tausendundeiner Nacht haben Gäste bei uns glücklich geschlummert und sind dem Zauber der Schlei verfallen. Seit tausendundein Tagen ist wieder Leben im Dorfkern von Sieseby.

Wir sind stolz und wir sind glücklich. Tausendundein und noch viel mehr schöne Momente haben wir mit Ihnen geteilt, mit Ihnen gefeiert.

Meine Rede zur Feier

1001 Tage und Nächte mein Gasthof Alt Sieseby von 1867

Das wollen wir heute feiern! Was mir hier geschenkt wird, ist Gemeinschaft. Auch heute.
"Gemeinschaft stützt mich, inspiriert und gibt Halt und Geborgenheit.  Ideen entstehen gemeinsam oder werden gemeinsam weiter entwickelt." Das war der letzte Satz meiner kleinen Rede am Palmsonntag, dem 9. Februar 2007- vor 1001 Tagen – fast 3 Jahren ... nach einem Jahr Baustelle. Hanna (Saliba), Siegbot (von Hoff) – Ihr wisst noch wie es damals hier aussah? Ohne Euch hätte ich das niemals hingekriegt. Heute habe ich hier so viel hohen Besuch. Vielen vielen Dank für Ihr / für Euer Kommen!

Es gäbe zu jedem von Ihnen, zu jedem von Euch einiges zu sagen und eigentlich müsste ich das auch tun....müsste es auch sein.... stattdessen stelle ich heute die Menschen vor, denen ich zu verdanken habe, das es täglich hier, seit 1001 Tagen, mehr oder weniger funktioniert....

Mutzi – seit mindestens 10 Jahren, ohne jemals ein Problem. Immer ist sie da – sie macht es möglich. Und immer zuversichtlich "wir schaffen das".

Kwaku – er hats gepackt. Durch einen glücklichen Zufall hat er vor 8 Jahren als Spüler 1 x pro Woche angefangen. An seinem einzigen freien Tag – dem Sonntag. Heute ist er hier der Koch – und davon können Sie sich nachher noch überzeugen.

Princi – auch schon viele Jahre. Unser guter Geist. Wenn jemand weint, ist er da.

Masoud – so ein toller junger, interessierter Mann. "Liebe Gäste" sagt er – und meint es auch so.

Manaf – nie hatten wir einen so guten Spüler. Wir sind alle sehr froh, das Du da bist.

Conny – die Beste, mein Martilein. Danke fürs Vorbeikommen, fürs Vertrauen. Wissen Sie noch, was mein Vater damals gesagt hat, als Sie sich vorgestellt hatten und wir auseinandergegangen sind, um noch einmal darüber zu schlafen?

Und heute ist zum Glück noch einer hier: Anruf gestern: "Papi sagt Du brauchst noch Hilfe- soll ich vorbeikommen?" Mein Neffe Konrad – das ist Gemeinschaft. Und das es am Ende so gut wird, den Grund kann ich Ihnen mit den Worten aus dem 52. Psalm sagen:

"Ich verlasse mich auf Gottes Güte, immer und ewig"

Meine Mitarbeiter: Heike Mutzek, Kwaku Odoi (Küchenchef), Prince Baidu (Küche), Masoud Abo (Service), Cornelia Graf (Service), Konrad von Randow (Service).
Reden: Frau von Bargen (Bürgermeisterin), Frank Nägele (Staatssekretär Wirtschaft), Gero von Randow (Die Zeit).

Rede von Gero von Randow, Die Zeit

Die Küche in Schleswig-Holstein war mir lange Zeit ein Rätsel. Hier gibt es hochwertige Lebensmittel, man braucht ja nur über den Markt in Eckernförde zu gehen, um sich davon zu überzeugen. Und ja, es findet sich auch der eine oder andere Michelinstern auf der Landkarte. Aber sonst? Der Höhepunkt der regionaltypischen Gerichte, dachte ich in meiner Hamburger Arroganz, sei das sogenannte Lübecker National. Steckrüben, Schweinefleisch, Kartoffeln, Zwiebeln. Um es mit der Klassik-Definition des Archäologen Johann Joachim Winckelmann zu sagen: Edle Einfalt, stille Größe.

Dann aber lernte ich Maria und ihre Kochkunst kennen. Und ich musste dem Michelin Restaurantführer und dem Gault-Millau recht geben: Hier wird regional und zugleich modern gekocht, mit leicht französischem Einschlag, was mir besonders gefällt. Noch dazu in einem Ambiente, das gute Laune versprüht. Wir sind hier in einem der schönsten Dorfgasthöfe Schleswig-Holsteins, den Du, liebe Maria, mit viel Liebe renoviert hast, ein ganzes Jahr lang. Die positive Stimmung des Teams vermittelt sich den Gästen. Dass die Belegschaft des Gasthofes bunt und international ist und hier auch Geflüchtete aufgenommen werden, trägt dazu bei.

Ein Wort zu unserer Verwandtschaftsbeziehung. Unser letzter gemeinsamer Vorfahr starb im Jahr 1551. An der Pest. Da war die Familie schon dokumentierte 300 Jahre alt. Wir haben einander auch nie auf Familienfesten gesehen. Wir gehen da beide nicht hin.

Dennoch gibt es eine Parallele. Ich erinnere mich an meine ersten kulinarischen Erfahrungen: Das war das Pilzesammeln und anschließende Kochen mit meiner Oma väterlicherseits. In Deinem Blog habe ich gelesen, dass das Kartoffelfeuer mit Deiner Oma auch so eine Einführung in den Genuss war. Du schreibst: Es "kamen ... die Kartoffeln direkt in die Glut und ich schmeckte meine ersten Röstaromen unter der verkohlten Schale. Gepaart mit dem süsslichen Zerschmelzen der heißen, weichen Kartoffel im Mund. In einem winzigen Papierchen wurde Salz mitgenommen, in einem zweiten etwas Butter. Was für ein Genuss!"

Tja, schreiben kann sie also auch.

Genuss verbindet die Menschen. Er ist ein Gemeinschaftserlebnis, meistens jedenfalls. Das kommt von weither aus der Menschheitsgeschichte. Der gemeinsame Verzehr der erbeuteten oder gesammelten Nahrungsmittel war möglicherweise der erste Ritus. Ein Ritus hat den Sinn, die Vergemeinschaftung zu festigen; so ist vermutlich auch die Religion entstanden. Und bis heute sagen wir zu einem feinen Menü: Wir zelebrieren es. Wie an diesem schönen Ort hier.

Liebe Maria, ich gratuliere Dir von Herzen, Dir und Deiner ganzen Mannschaft, zu diesem Gasthof, der mehr ist als ein Haus zum Essengehen und zum Übernachten. Er ist ein Leuchtfeuer. Es gibt zwar viele Leuchtfeuer in S.-H., aber das Leuchtfeuer der Gastlichkeit, das ist dieser Gasthof, nein, besser: Das bist Du.

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